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Unsere Pflegekräfte gaben Jens Spahn direkte Impulse und Forderungen mit auf den Weg

Organisiert haben wir es zusammen mit allen Wohlfahrtsverbänden vom Kreis Paderborn

10. September 2018, Altenhilfe

Es war kein leichter Auftritt für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, als er am vergangenen Samstag im Paderborner Rathaus mit rund 200 Pflegekräften aus dem Kreis Paderborn diskutierte. Doch der Politiker wurde am Ende von seinen Gesprächsteilnehmern mit Applaus verabschiedet. Die hoffen jetzt auf schnelle Veränderungen in der krisenhaften Pflegebranche.

Der Bundesgesundheitsminister war auf Einladung der Wohlfahrtsverbände im Kreis Paderborn gekommen und es waren ausschließlich Mitarbeitende aus der Pflege eingeladen. Wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, über ihre Situation direkt mit dem Minister zu sprechen, denn auch im Kreis Paderborn herrscht ein Pflegenotstand. So können seit fast einem Jahr die ambulanten Pflegedienste nicht mehr alle Anfragen annehmen. Das fällt auch auf die Pflegekräfte zurück, die über die Verdichtung der Arbeit klagen. Jens Spahn will das ändern, schnell und im Schulterschluss mit den Pflegenden. Die Zeit des Anklagens und Jammerns in der Pflege soll vorbei sein. Das fördere nur das schlechte Image der Pflege und schreckt potentielle neue Mitarbeiter ab, warnt Spahn.

Spahn hat in den vergangenen Monaten bereits eine lange Liste von Maßnahmen angestoßen oder schon durchgesetzt. In Paderborn zählte er sie auf: 13 000 neue Pflegekräfte sollen kommen, eine Ausbildungsoffensive wird folgen, Teilzeitkräften, Quereinsteigern und Arbeitnehmern aus dem Ausland soll es leichter gemacht werden, einen Job in der Pflege anzunehmen. Den Kliniken hat der Bundesgesundheitsminister Untergrenzen für das Pflegepersonal diktiert und die Krankenkassen dazu verpflichtet, das Geld für die neuen Kräfte zusätzlich zu zahlen.

Manches sahen die Pflegekräfte in Paderborn durchaus kritisch. Woher sollen die neuen Kollegen kommen, wurde gefragt. Dass zusätzliche Pflegekräfte in den Krankenhäusern von den Krankenkassen finanziert werden sollen, sei schön und gut. Aber warum geschehe das nicht auch mit der ambulanten Pflege? Auch dort würden Pflegende dringend gesucht. Und überhaupt reichten 13.000 zusätzliche Pflegekräfte in der stationären Einrichtung nicht aus.

Nicht alles sei sofort lösbar, antwortete der Minister den Skeptikern. Aber man wolle in kleinen Schritten, mit konkreten Maßnahmen und Verbesserungen vorangehen. Erste Folgen sollen in einigen Monaten bemerkbar werden. Auch bei der Abrechnung der ambulanten Pflegedienste mit den Krankenkassen will er eingreifen. Bislang legen die Krankenkassen nicht oder nur ungern den – höheren – Tariflohn von Pflegekräften bei der Berechnung der Pflegehonorare zugrunde. „Das wird sich bis zum 1. Januar 2019 ändern“, versprach Jens Spahn in Paderborn. Für Fachleute, die das seit Jahren vergeblich fordern, ist diese Ansage eine kleine Sensation. Wir würden uns freuen, wenn seinen Worten echte Taten folgen.